September

Comeback des Herrenhutes

von Philip Lücke - 29 Sep, 2016

Comeback des Herrenhutes

Als treuer Begleiter in allen Lebenslagen diente der Hut schon früher seinen Trägern als Symbol für Beruf, Stand oder sogar politische Gesinnung. Er war Statussymbol, Must-Have, Mode-Accessoire - musste sich aber auch als Relikt altmodischen Spießertums beschimpfen lassen. Und dann wurde er gänzlich unmodern. Seit einigen Jahren ist er nun wieder da, der Herrenhut – verjüngt, modern, trendy. Grund genug, einmal einen Blick auf die Geschichte des Herrenhutes zu werfen.

Die Geschichte des Männerhuts

Die ersten Hüte gab es in Deutschlands schon im 10. Jahrhundert – so war der Strohhut charakteristisches Erkennungszeichen des Sachsenstammes. In den folgenden Jahrhunderten vervielfachten sich die Hut-Varianten, und in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde Hutmacher ein richtiger Beruf. Im 16. Jahrhundert wuchsen die Hüte in die Höhe – oben spitz, unten mit breiter Krempe – und so sind sie heute noch gelegentlich bei Volksfesten in der Schweiz oder Tirol zu sehen. 
Im 19. Jahrhundert wurden graue Filzhüte mit breiter Krempe, die sogenannten Kalabreser, zum Erkennungszeichen demokratischer Gesinnung seines Trägers. Nachdem die bürgerlich-demokratische Revolution 1849 niedergeschlagen worden war, wurden die Träger solcher Hüte von der Polizei gejagt. In der Türkei wurde der Herrenhut sogar Gegenstand einer Revolution: 1925 wurde von Atatürk das sogenannte Hut-Gesetz erlassen, das Männern das Tragen von westlichen Hüten anstelle des traditionellen Fes staatlich verordnete.

In den 30er und 40er Jahren wurde der Herrenhut zum modischen Trend: kein cooler Filmheld – ob Detektiv, Westernheld oder Gangster - agierte ohne einen Hut. John Wayne und Humphrey Bogart wurden mit dem Hut auf dem Kopf zu Kultfiguren. Bogart schrieb dann mit „seinem“ Herrenhut gar Modegeschichte: der Bogart ist heute ein Klassiker und aus der Herrenhutmode nicht mehr wegzudenken. In den 1950er Jahren hatte es der Hut dann erstmal geschafft: Er gehörte zum Gesellschaftsleben; weder Mann noch Frau waren ohne diese Art von Kopfbedeckung „richtig angezogen“. Als dann aber mit den 1960er und 70er Jahren das Autofahren populär wurde, ging es für den Herrenhut bergab: Er störte die Sicht und wurde auf die Hutablage verbannt.

Auch Amerikas Stil-Ikonen der damaligen Zeit von John F. Kennedy über Elvis Presley bis zu James Dean zeigten sich lieber „oben ohne“. Ende der 60er Jahre hatte dann der bürgerliche Herrenhut der biederen Adenauer-Ära endgültig ausgedient. An seine Stelle traten Hippie-Kopfbedeckungen wie Strohhut oder Lederhut, und man(n) trug bis in die 1970er und 1980er Jahre lieber Käppis, Kappen oder sogenannte Arafat-Tücher – und natürlich auch die aus den USA „importierten“ Baseball-Kappen. Klassische Hüte wurden von den meisten nur zu besonderen Gelegenheiten ausgepackt: Hochzeiten, Beerdigungen – oder Pferderennen. Mit dem 21. Jahrhundert ist der Herrenhut nun wieder voll da. Und noch nie gab es dieses faszinierende Accessoires-Element der Herrenmode in so vielen Varianten. Eine unvergleichlich breite Palette von Styles und Macharten, Farben, Formen und Materialien erheben den Herrenhut zur Kopfbedeckung für jede Jahreszeit und Gelegenheit.

Zu jedem Anlass das passende Herrenhut-Modell

Zu einem besonderen Anlass gehört auch ein besonderes Outfit. Die Klassiker unter den Anlasshüten für Herren sind Zylinder, Melone oder Homburg. Der Hochzeitsfrack des Bräutigams wird natürlich am wirkungsvollsten mit einem Zylinder in Szene gesetzt. Melone oder Homburg in Schwarz oder Grau runden jeden edlen Anzug stilvoll ab. Weitere Herrenhüte in der Übersicht:

Der Fischerhut

Auch wenn er so heißt: Der Fischerhut ist nicht nur zum Angeln da. Mit hochwertigem UV-Schutz, Gore-Tex-Funktion und exzellenter Luftdurchlässigkeit ist er idealer Begleiter auf Wanderungen, Radtouren oder Fotoexkursionen – und dient damit als Sommerhut. Dieses Hut-Modell ist in Farben wie Blau, Schwarz, Weiß, Rot, Beige oder Braun erhältlich, ebenso wie in bunten Mustern.

Der Outdoor Hut

Ein Männerhut Accessoire im Indiana Jones-Stil soll nach Prärie oder Outback aussehen, ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer vermitteln. Aber ein Outdoor-Hut muss auch wasserabweisend und atmungsaktiv sein sowie Wind- und Sonnenschutz garantieren. Im sportlichen Design sieht er auch im Alltag mit Jeans und Lederjacke gut aus. Outdoor-Hüte sind aus Filz oder Leder, manchmal auch aus Stoff oder Stroh.

Der Safari-Hut

Für extreme Temperaturen in tropischen Regionen wurde der Safari-Hut konzipiert. Spezielle High-Tech-Textilien garantieren hervorragende Atmungsaktivität und effektiven Sonnenschutz. Zum Teil sind die schnell trocknenden Materialien noch mit einer antibakteriellen Zusatzbeschichtung versehen. Für gewässerreiche Regionen empfiehlt sich ein im Herrenhut integrierter Insektenschutz.

Der Trachtenhut

Spätestens zum Oktoberfest wird auch des Nicht-Bayers Interesse für Trachtenhüte geweckt. Unverzichtbares Accessoire zur Tracht, rundet er das Wiesn-Outfit ab; aber durch seine solide Verarbeitung aus europäischem Woll- und Haarfilz ist der Trachtenhut auch ein einzigartiger Wander-, Jagd- oder Schützen-Hut.

Filz, Stoff, Stroh, Leder – Herrenhut-Materialien

Ganz verschiedene Materialien werden zu Hüten verarbeitet. Der typische, klassische Herrenhut ist meist aus Filz. Stoffhüte bestehen aus Baumwolle, Leinen oder Hanf, verschiedene Stroharten wie Toquilla-Stroh oder Seegras werden zu Strohhüten verarbeitet. Aber auch aus Papier, Chemiefasern oder Leder werden Hüte gemacht.

Der Filzhut

Zur Herstellung von Filzhüten wird entweder Schafwolle oder Kaschmir gefilzt, teilweise auch Kaninchen- oder Biberhaar. Aber auch Tierhaare wie Mohair, Chinchilla oder Nerz werden den Hutfilzen beigemischt. Neben glatten Filz-Qualitäten finden sich Velours-Varianten und langhaariger Filz, Melousine genannt. Filz ist ein Allround-Material für Hüte, hat sich bei vielen Formen bewährt. Ob klassischer Bogart oder Trilby, Westernhut oder Traveller, Melone oder Trachtenhut – sie alle werden in Filz realisiert.

Der Stoffhut

Leichte Stoffhüte für den Sommer wie Flapper (auch als Bucket-Hat bezeichnet) sind mit UV-Schutz ausgestattet und bestehen aus Baumwolle oder Leinen. Flapper gibt es in ganz vielen Farben, uni oder bunt gemustert. Im Winter halten Stoffhüte aus Wolle, Cord, Filz oder Samt Kopf und Ohren warm. Praktisch ist, dass alle Stoffhüte bedenkenlos zusammengerollt und geknautscht werden können und sich auf kleinstem Raum verstauen lassen.

Der Strohhut

Strohhüte gibt es in diversen Hutformen und Farben. Ein Sommerhut aus Stroh schützt nicht nur vor UV-Strahlung, sondern ist auch angenehm luftdurchlässig. Strohhüte sind oft in der kleineren Trilby-Form zu finden, als Pork-Pie oder als Traveller mit breiterer Krempe. Ein Relikt aus den goldenen 20er Jahren ist die sogenannte Kreissäge, ein Strohhut mit gerader, steifer Krempe und flachem Kopf. Strohhüte aus Raffia- oder Papierstroh können zusammengerollt und leicht verstaut werden.

Der Panamahut

Eine Sonderform des Strohhutes sind die sogenannten Panamahüte. Diese bestehen aus Toquilla-Stroh und werden von Hand gefertigt. Durch sein enges Geflecht schützt dieser Strohhut besonders gut vor schädlichen UV-Strahlen - und wirkt dabei immer elegant. Ein schickes Panamahut-Modell für Herren kann die richtige Wahl für das nächste Sommerfest sein.

Der Seegras-Sonnenhut

Das im Meer wachsende Seegras ist langlebig und strapazierfähig, ist stabil und bricht selten. Männerhüte aus Seegras werden locker geflochten, sind herrlich luftdurchlässig und damit bestens für Urlaub und Co. geeignet.

Der Lederhut

Lederhüte à la Crocodile Dundee werden meist aus Rindsleder gefertigt, es gibt aber auch Exemplare in Büffel- oder Känguru-Leder. Diese Ranger-Hüte sind wetterbeständig, strapazierfähig und schützen den Träger vor der unbarmherzig brennenden (nicht nur australischen) Sonne. Lederhüte sind besonders individuell, da kleine Narben und Flecken im Leder jedes Modell zum Unikat machen.

Von Humphrey Bogart bis Indiana Jones – klassische Hutformen im Trend

 

Fedora und Bogart

Fedora-Hüte aus Filz wurden schon von Al Capone und Co. getragen, sicher mit ein Grund für den hohen Trendfaktor. Der Begriff Fedora stammt übrigens aus dem gleichnamigen Schauspiel von Victorien Sardou aus dem Jahre 1882, in dem die Hauptfigur Prinzessin Fedora einen ähnlichen Hut trug. Auch das Markenzeichen von Filmheld Indiana Jones war ein Fedora Filzhut. Die wohl berühmteste Fedora Variante ist aber der Bogart. Der zeitlos-elegante Herrenhut, den Humphrey Bogart in „Casablanca“ trug, passt natürlich – wie im Original - am besten zum klassischen Trenchcoat. Typisch für den Bogart ist die vorne nach unten und hinten nach oben geschlagene Krempe. Nicht nur Jonny Depp hat den Bogart begeistert adoptiert, auch in der Damenmode erfreut sich der Hut großer Beliebtheit.

Trilby

Der Trilby besitzt eine etwas schmalere Krempe als der Bogart. Dieser Herrenhut im Retro-Stil sitzt etwas höher als gewohnt und wurde unter anderem durch die Trendsetter Justin Timberlake und Jazzsänger Roger Cicero bekannt gemacht. Die Krempe wird vorne nach unten und auf der Rückseite nach oben geschlagen, vorn am Hutkopf sitzen zwei Dellen. Sommer Trilbys werden aus Stroh, Baumwolle oder Papier gefertigt, in Herbst oder Winter trägt der modebewusste Mann einen Trilby aus Filz oder Wolle.

Pork Pie

Der Männerhut mit dem Namen „Schweinefleisch-Pastete“ erinnert angeblich an die Form der britischen Pastete. Die runde Hutform hat eine schmale, nach oben gebogene Krempe, der Kopf des Hutes ist flach und hat eine Vertiefung entlang der Hut-Oberkante. Pork Pies gibt es aus Filz, Stoff, Stroh aber auch Leder. Immer schön zum Pork Pie ist ein lässiger Jeans-Look, einen interessanten Kontrast schafft ein Pork Pie zum eleganten Anzug oder edlen Mantel. Beliebt ist der Pork Pie bei Musikern aus Jazz und Blues-Szene, aber auch Schauspieler wie Brad Pitt oder Robert Downey Jr. sind eingeschworene Pork Pie Fans.

Mut zur Farbe – auch beim Hut

Nicht nur in dezenten Uni-Tönen macht der Herrenhut eine gute Figur. Auch in kräftigeren Trendfarben passt er zu zahlreichen Outfits. Strukturmuster, Streifen und Karo-Designs setzen den Hut zum jeweiligen Modetrend perfekt in Szene, Allover-Prints ziehen Blicke auf sich und sind extravagantes Highlight.

Das perfekte Business-Outfit mit Hut

Zum Business Style empfiehlt sich ein grauer oder schwarzer Filzhut. Stilvolle Ergänzungen sind Kaschmir- oder Seidenschals. Zu wichtigen Businessterminen möchte man(n) natürlich rundum über jede Kritik erhaben sein und auch im Detail perfekt gestylt auftreten. Das hilft und gibt einen kleinen Extra-Boost, was sicheres Auftreten und Souveränität angeht. Nur wer sich gut fühlt, kann dies auch ausstrahlen - und die eigenen Qualitäten ohne Einschränkungen vermitteln. Ein seriöser, hochwertig verarbeiteter Anzug, stilvoll kombiniert mit Hemd, Krawatte und passenden Schuhen, kann durch gezielten Einsatz exquisiter Accessoires noch gewinnen – und vor allem gleichzeitig die eigene Individualität unterstreichen. Eine schöne Krawatte erhält durch eine edle Krawattennadel zusätzlichen Charme - egal, ob unifarben oder gemustert. Krawattenmuster wie Karo, Punkte oder Streifen sind übrigens gleichermaßen zu empfehlen – denn Businesskrawatten müssen nicht immer einfarbig sein. Neben der Krawattennadeln verleiht ein weiteres Herren-Accessoire jedem Outfit das gewisse Etwas: in Material und Design passende Manschettenknöpfe. Die kleinen feinen Schmuckstücke sind gleichzeitig faszinierend und funktionell. Viel schöner als ein simpler Knopf zeugen sie auch von einer Portion Fantasie ihres Trägers. Stilvolle Manschettenknöpfe aus Gold, Silber, Perlmutt oder Kristall lassen sich nicht nur zum eleganten Abendanzug kombinieren. Idealerweise harmonieren die Manschettenknöpfe mit Krawattennadel, Gürtelschnalle, Uhr oder Brille. Dazu der passende Herrenhut aus Filz oder schickem Stoff und schon steht dem souveränen Businesslook nichts mehr im Wege.

Mit dem passenden Herrenhut zum einmaligen Outfit

Es ist natürlich keineswegs mehr so, dass man(n) ohne Hut „nicht richtig angezogen“ ist – es ist auch nicht verpönt, ohne Hut aus dem Haus zu gehen, und das ist auch gut so. Aber wie heißt es so schön: wo die Pflicht aufhört, beginnt die Kür! Mit einem passenden Hut-Modell wird fast jedes Outfit auf einmalige, unverwechselbare Art und Weise komplettiert. Und der individuelle Stil seines Trägers wird durch den richtigen Herrenhut unterstrichen.

Tragen, was man(n) mag, den eigenen, ganz persönlichen Stil finden, ist ja das Schöne an der modischen Freiheit von heute. Erlaubt ist, was gefällt. Und wie faszinierend, mit den modernen Interpretationen klassischer Accessoires zu experimentieren, Hüte, Manschettenknöpfe und Krawattennadeln stilsicher zu kombinieren. Frei nach dem Motto: Alles kann, nichts muss.