Januar

Der Wintermantel für den Herrn

von Philip Lücke - 28 Dec, 2016

Mäntel für Herren im Winter

Die Tage werden kürzer, das Wetter wird kühler, feuchter und unangenehmer? Trotzdem steht der Weg zur Arbeit oder eine Runde mit dem Hund durch den Wald oder Park an? Kein Problem, denn mit einem Wintermantel ist man(n) bestens gegen Wind und Wetter geschützt und macht gleichzeitig eine gute Figur.
Welches Modell das Richtige ist, welches Material sich anbietet und welcher Schnitt zu welcher Gelegenheit passt? Schauen wir mal:

Ein Kleidungsstück mit Tradition

Jacke wie Hose? Nicht ganz, allerdings haben der Mantel als Sonderform der Jacke und die Hose einen unbestritten festen Platz in den Kleiderschränken der meisten Männer. Bereits Ötzi trug vor rund 5.000 Jahren einen Mantel aus Gras.
Im Laufe der Zeit entwickelten sich Mäntel vom reinen Schutz gegen Regen und Kälte immer weiter fort. Hin zum Symbol für guten Geschmack sowie finanziellen Reichtum und gesellschaftlichen Einfluss.
So überrascht es nicht, dass sich recht schnell verschiedene Mantelformen entwickelten. Bei den Griechen Chlamys und Himation, bei den Römern Sagun und Trabea.
Auch der deutsche Begriff „Mantel“ stammt vom Lateinischen Wort „mantellum“ (Hülle, Decke) ab, das zum Althochdeutschen „mantal“ wurde.
Dennoch unterschieden sich die antiken und mittelalterlichen Mäntel und ihre winterlichen Varianten in einer entscheidenden Hinsicht noch von den aktuellen Modellen. Sie hatten keine Ärmel – diese kamen erst in der frühen Neuzeit dazu. Zudem änderte sich der Schnitt von weit zu tendenziell körperbetont. Und auch bei den Materialien hat sich inzwischen einiges getan.

>> Gute Tipps für den Kauf des perfekten Wintermantels

Naturmaterialen und Hightech-Fasern –die passende Basis den Wintermantel

Eine ansprechende Optik ist ein unbestritten wichtiger Aspekt beim Wintermantelkauf. Immerhin soll der Mantel seinen Träger nicht nur vor Kälte und anderen unliebsamen Wettererscheinungen schützen, sondern ihm das gewisse Etwas verleihen.
Ein Wintermantel, der allerdings nur gut aussieht, erfüllt seine eigentliche Bestimmung nicht. Deswegen verwenden viele Hersteller die unterschiedlichsten Materialien mit verschiedenen Eigenschaften, um ihre Mäntel fit für die kalte Jahreszeit zu machen. Hier ein Überblick über die gängigsten Varianten:
Wolle
… beispielsweise Alpaka, Kaschmir oder Kamelhaar, hält wunderbar warm und ist (abhängig von der Materialstärke) recht atmungsaktiv. Ein Wollmantel wirkt sehr elegant, sofern es sein Besitzer versteht, das ebenfalls als Pilling bezeichnete Fusseln zu vermeiden.
Da Wolle eher bedingt wasserfest ist, werden Wollmäntel häufig Kunstfasern wie Polyester oder Polyacryl beigemischt, um die besten Eigenschaften der Materialien zu kombinieren. Ein zu geringer Wollanteil (beispielsweise "mit 5% Kaschmirwolle") ist jedoch allenfalls verkaufsfördernd, ohne dem Mantel die wirklich nennenswerten positiven Eigenschaften des Naturmaterials zu verleihen.

Leder
Dieses Material lässt jeden Mantelbesitzer smart und naturverbunden aussehen. Es ist relativ warm, knitterfrei und darf durchaus strapaziert werden. Allerdings ist es nur nach einer Imprägnierung wasserfest – hat es sich zuvor mit Wasser vollgesogen, trocknet es nur langsam.
Zur besseren Wärmeregulierung verfügen Wintermäntel aus Leder meist über ein (Web-) Pelzfutter.

Kunstleder
Im Gegensatz zu echtem Leder handelt es sich hierbei um ein chemisch produziertes Material, das der Schneider auf ein Textilgewebe aufbringt. Optisch erinnert es an Leder, hat aber andere Eigenschaften: Es ist weniger reißfest und strapazierfähig, dafür weitgehend wasserdicht – wenn auch nicht atmungsaktiv.
Aufgrund seiner Elastizität nutzen es viele Modemacher für die Herstellung von Leggings und Hosen. Bei Wintermänteln kommt Kunstleder vor allem aus dekorativen Gründen zum Einsatz. Das funktioniert über einfaches Aufnähen auf das Grundmaterial.

Loden
Dieses Material kennt man in Skandinavien in fast identischer Ausführung unter dem Namen Vadmal.
Grundsätzliches Ausgangsmaterial für Lodenstoffe ist die Wolle von (Hochgebirgs-) Schafen, wodurch eine hohe Atmungsaktivität zustande kommt. Zumindest so lange, wie die Materialstärke es zulässt. Weitere Vorteile von Loden: Er ist winddicht, wasserabweisend, strapazierfähig und warm.

Polyester, Polyacryl und Polyamid
Diese künstlich hergestellten Materialien sind besser als ihr Ruf. Zwar sind sie kaum atmungsaktiv, dafür extrem witterungsbeständig, elastisch und schnell trocknend. In Kombination mit anderen Materialien wie Wolle ergeben sie die Stoffgrundlage vieler Wintermantelmodelle.

Polytetrafluorethylen (Gore-Tex)
Dieses Hightech-Material ist prinzipiell nichts anderes als expandiertes Teflon. Im Gegensatz zu anderen Kunstfasern ist Polytetrafluorethylen nicht nur wind- und wasserdicht, sondern durchlässig für Wasserdampf, also atmungsaktiv. Da Kleidung aus dieser Faser zudem schwer entflammbar ist, bietet sie sich für Berufsbekleidung an. Eine Verwendung in Winterjacken ist recht häufig, in Mänteln etwas seltener.
Der Name Gore-Tex ist eine eingetragene Schutzmarke der Firma W. L. Gore & Associates.

Schnittig, schnittig – welcher Typ Wintermantel darf es sein?

An sich unterscheidet sich ein Mantel von einer Jacke insbesondere durch seine Länge: Um als Kurzmantel durchzugehen, muss er also zumindest bis zur Mitte des Oberschenkels gehen. Ein Wintermantel dieses Typs wirkt tendenziell etwas sportlicher und sorgt für Bella Figura bei kleineren Männern.
Größere Männer sind hingegen oft mit einem zumindest knielangen Mantel gut bedient. Der Vorteil beim ihm ist, dass er wärmer halt – allerdings auch schwerer ist. Insofern sollte bei knielangen oder noch längeren Wintermodellen das Material nicht zu viel wiegen.
Welche Schnitte ein Wintermantel haben kann? Gefühlt unendlich viele – nichtsdestotrotz fährt man(n) mit einigen Varianten schon wirklich gut. Im Folgenden ein erster Überblick.

Chesterfield
Very british: Der Chesterfield ist ein Vertreter par exellence des englischen Stils.
Der Schnitt ist körpernah, mit Augenmerk auf eine akzentuierte Taille. Zudem rücken leichte Aufpolsterungen an den Schultern diese ins rechte Licht.
Chesterfield-Mäntel sind normalerweise knielang, besitzen eine Knopfreihe und präsentieren sich schnickschnackfrei-elegant. Eine Eigenschaft, die Chesterfields optimal für die Business-Garderobe, aber auch für die Zeit nach der Arbeit macht.
Aufgrund eines ausgeprägten Revers lohnt sich das jedoch das Tragen eines Schals, sobald es deutlich kälter wird.

Trenchcoat
Humphrey Bogart und Columbo haben ihn unsterblich gemacht: Der Trenchcoat gehört zu den beliebtesten Mänteln für Herren und kommt sportlich-funktional daher.
Durch das von Thomas Burberry entwickelte Garbadine ist dieser Wintermantel nicht nur wasserabweisend und angenehm zu tragen, sondern auch optisch ansprechend.
Charakteristisch dabei sind ein weiter Schnitt, zwei Knopfreihen und ein Gürtel. An den Schultern sind zusätzlich Klappen angebracht, an denen Abzeichen oder D-Ringe befestigt werden können.

Ulster

Während der Trenchcoat tendenziell eher für die schicke Freizeit und weniger für die ganze hohe Business-Kunst steht, ist der Ulster dieser modischen Herausforderung durchaus gewachsen:
Er ist wadenlang, besitzt zwei Knopfreihen, einen weiter ausgestellten Schnitt, Manschetten an den Ärmeln und aufgesetzte Taschen.
Damit ist er eine gelungene Alternative zum Chesterfield, wenn man(n) noch an seiner Taille feilt.

Crombie Coat
Crombie Coats sind die Generalisten unter den Wintermänteln für Herren, weil sie zu fast jeder Gelegenheit passen: Ein mäßig weiter Schnitt, eine schlichte Form und eine Länge bis zum Knie machen ihn zum perfekten Begleiter, wenn ein Mantel über das Sakko getragen werden soll. Der vergleichbaren Form sei Dank.

Dufflecoat
Kapuze an einem Mantel? Das geht nicht? Geht ja wohl, wie der Dufflecoat beweist. Er hat keinen Reißverschluss, sondern wird mit Hilfe von Knebelverschlüssen und Knöpfen geschlossen.
Ein gerader Schnitt und der Wollstoff aus dem belgischen Duffle machten ihn zum bevorzugten Manteltyp bei der britischen Navy. Dadurch eignet er sich ebenso als legerer Businessbegleiter wie für den gemütlichen Stadtbummel.

Paletot
Last, but not least: Auch der Paletot ist ein echter Klassiker in der Herrenmantel-Szene. Wie der Chesterfield ist der Paletot aus der Businessmode nicht mehr wegzudenken. Allerdings verfügt er über eine zweireihige Knopfanordnung und ist meist bereits zu etwas günstigeren Preisen zu haben. Ein Geheimtipp für Studenten und alle Männer, die erst einmal mit einem Businessmantel für alle Fälle erwerben möchten.
 

Wie für mich gemacht! Wann sitzt ein Wintermantel richtig?

Gerade bei der Auswahl eines Exemplars, das den Businessalltagsanforderungen gewachsen sein soll, spielt der passende Sitz eine wichtige Rolle:
Denn der Mantel ist das Erste, was vom Gentleman zu sehen ist, sobald er sich auf den Weg zur Arbeit macht oder sein Büro betritt.
Natürlich sind aber auch gut sitzende und gepflegte Schuhe, Hosen, Hemden und Sakkos von großer Bedeutung. Insbesondere geschmacks- und stilvoll ausgesuchte Krawattennadeln und Manschettenknöpfe verdeutlichen, dass ihr Besitzer ein Mann mit Stil und einem hohen Anspruch an sich selbst und seine Accessoires ist.
Diesen Eindruck vervollständigt ein dazu harmonischer Wintermantel – während ein schlampig gewähltes Modell alle bis dato unternommenen Schritte wieder zunichtemachen kann. Deswegen lohnt es sich, den Mantel und seinen Sitz auf folgende Aspekte zu überprüfen:

Kragen / Revers
Der Kragen steht nicht ab, reicht bis zur Mitte des Halses und unterhalb des Kragens befinden sich am Rückenbereich keine Falten? Sehr gut!
Ein möglicherweise vorhandenes Revers rollt sich im Idealfall bis zum ersten Knopf und liegt anschließend flach auf. Klafft es hingegen auf, sitzt der Mantel zu eng an Rücken und Brust und muss etwas größer gewählt werden.

Schultern
Gerade und flach aufliegende Schulternähte, die zumindest bis zum Ende des Schlüsselbeins reichen, sind ein Muss. Zu lange Schulternähte, Beulen oder ein Druckgefühl im Schulterbereich nicht ...

Ärmel
Bequeme und von der Länge her passende Ärmel gehören ebenfalls auf die Musthave-Liste bei einem Wintermantel.
Um die richtige Armlänge zu bestimmen, sollte man(n) die Arme leicht angewinkelt an den Körperseiten herunterhängen lassen. Bedecken die Ärmel den Handgelenksknochen komplett, ist alles im grünen Bereich.

Oberkörper
An dieser Körperstelle ist wie so oft im Leben die Suche nach dem goldenen Mittelweg gefragt: Weder zu eng noch zu weit darf er sein. Deswegen bietet sich beim Anprobieren das Darunterziehen eines Sakkos oder zumindest dicken Pullovers an. Zusätzlich lohnt es sich, wenn man(n) sich bequem hinsetzt und das Verhalten des Mantels dabei beobachtet. Ein Wintermantel, der dabei an den Hüften drückt oder im Rückenbereich horizontale Falten wirft, ist zu eng.
Dennoch sind gut sitzende Mäntel nicht zwangsweise die Bequemsten, insofern ist hier nicht selten ein Kompromiss zwischen Tragekomfort und individuell passendem Schnitt gefragt.

Saum
Genau wie die Kanten der Ärmel, verläuft der Saum eines hochwertigen Wintermantels in einer geraden, ruhigen Linie – er steht weder ab noch rollt er sich nach innen oder außen.

Knopfleiste oder Reißverschluss
In Bezug auf dieses Kriterium wird es vor allem beim Sitzen spannend. Mäntel mit Knopfverschluss dürfen keine X-förmigen Falten von den Knöpfen aus werfen, ein Reißverschluss nicht haken.

Was sonst noch wichtig ist

Wie bereits angedeutet, gehört dem Wintermantel ein fester Platz im winterlichen Kleiderschrank und eignet sich sowohl für den Weg zur Arbeit wie für den Weihnachtsmarktbesuch oder den Spaziergang an kühlen Frühlingstagen.
In puncto Wetterunempfindlichkeit liegt man(n) dabei mit dunkleren und gedeckten Farben wie Schwarz, Navy, Anthrazit oder Dunkelbraun sehr gut. Doch auch Sand hat seine Berechtigung, weil es einen eleganten Kontrast zu dunkeln Hemden, Hosen und Schuhen bildet.

Fazit: Der Wintermantel geht klar - und das weitere Outfit betrifft, gilt die einfache Regel: Innerhalb eines Stils (casual-lässig bis smart und formell) ist vieles erlaubt, das Kombinieren verschiedener Stile setzt jedoch ein gewisses Fingerspitzengefühl voraus.
Aber von nichts kommt nichts – und Herausforderungen mit Geschick und Mut zu begegnen ist doch ein genau nach dem Geschmack echter Männer, oder?