Oktober

Prokrastination: Das können Sie dagegen tun!

von Sam - 20 Oct, 2021

Das Wort Prokrastination kommt aus dem Lateinischen. Es bedeutet so viel wie aufschieben oder vertagen. Damit ist gemeint, dass Betroffene wichtige Arbeiten nicht erledigen, sondern sie aufschieben. In der Umgangssprache wird prokrastinieren auch “Bummelei” oder “Aufschieberitis” genannt. Die Menschen sind sich bewusst, dass ihr Verhalten nicht korrekt ist. Trotzdem können sie es nicht lassen, zu prokrastinieren und Aufgaben auf morgen zu verschieben. Bis zu einem gewissen Grad steckt ein bisschen Aufschieberitis in jedem Menschen und ist in der Regel harmlos. Bei einigen nimmt aber die Prokrastination extreme Ausmaße an und kann schlimme Konsequenzen für Arbeit und Privatleben haben.

Welche Ursachen stecken hinter der Prokrastination? 

Die Ursachen der Prokrastination sind vielfältig. Sie liegen teilweise in persönlichen Eigenschaften der Menschen begründet, zum Teil sind sie auch kulturell bedingt. aufschieberitis

Faulheit

Zu den häufigsten Ursachen gehört schlicht und einfach Faulheit. Betroffene erledigen die ihnen zugeteilten Aufgaben nicht, weil sie dazu keine Lust haben. So ein Verhalten lässt sich häufig in Bereichen beobachten, in denen mehrere Menschen an gemeinsamen Aufgaben arbeiten. Für einige Teammitglieder zahlt sich Faulheit aus, weil sich durch ihr Prokrastinieren jemand anders findet, der die Aufgaben erledigt. Um die Konsequenzen machen sich die Betroffenen meistens keine Gedanken. Dadurch werden die Betroffenen in ihrem Verhalten bestärkt, weil sie merken, dass sie mit ihrer Faulheit durchkommen.

Angst

Hinter der Aufschieberitis vieler Menschen steckt einfach Angst. Sie haben Angst, bei bestimmten Aufgaben zu versagen oder sie sind ihnen unangenehm. Die Lösung: Aufgaben aufschieben und sie bis zum letzten Moment verdrängen. Am Ende wird der Druck so groß, dass er stärker ist als die Angst und die Arbeit zum letztmöglichen Termin erledigt werden muss. Personen die Angst haben, leiden häufig unter einem geringen Selbstwertgefühl.

Planlosigkeit

Vielen Menschen fällt es schwer, bei der Arbeit Prioritäten zu setzen. Sie reagieren impulsiv und nehmen eine Arbeit in Angriff, ohne vorher abzuschätzen, welcher Aufwand zu ihrer Erledigung erforderlich ist. Die Konsequenzen bestehen darin, dass sie sich verzetteln, viele Aufgaben anfangen aber kaum eine Arbeit zu Ende bringen können. Typisch für Prokrastination durch Planlosigkeit ist auch eine falsche Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und des Zeitaufwands, der für eine bestimmte Arbeit benötigt wird.

Pathologische Störung

Bei einigen Menschen ist die Prokrastination so stark ausgeprägt, dass von einer pathologischen Störung gesprochen wird. Betroffene leiden oft schon seit der Kindheit an Aufschieberitis und bekommen das Aufschieben von Aufgaben nicht in den Griff. Das Aufschieben von Arbeit geht weiter, obwohl sie die negativen Konsequenzen kennen, die ihr Verhalten verursacht. Diese Art von Prokrastination kann durch Selbstdisziplin und praktische Tipps nicht überwunden werden. Die Hilfe von Experten ist notwendig.

Gibt es bestimmte Berufsgruppen, die eher dazu neigen, Dinge aufzuschieben als andere?

Prokrastination kommt vor allem bei Berufsgruppen vor, die selbstständig arbeiten und bei denen kein Chef oder Vorgesetzter Druck aufbaut, um die Projekte rechtzeitig zu erledigen. Zu den Berufsgruppen, die am häufigsten prokrastinieren, gehören:

  • Studenten
  • Schriftsteller
  • Journalisten
  • Künstler
  • Anwälte
  • Lehrer

Was können Sie selbst gegen Prokrastination tun?

 

 

 

 

 

 

Es gibt verschiedene Methoden,um die Aufschieberitis in den Griff zu bekommen.

Selbstanalyse

Zunächst einmal sollten Sie analysieren, ob Sie überhaupt ein Problem mit Prokrastination haben oder nicht. Unangenehme Aufgaben oder Arbeit wie zum Beispiel die Erledigung der Steuererklärung oder das Entrümpeln des Kellers hinauszuschieben, ist ein normales Verhalten. Etwas Faulheit ist Teil des Lebens. Das Gegenteil von Prokrastinieren, eine Arbeit immer sofort zu erledigen, kann ebenfalls negative Konsequenzen haben, wenn es übertrieben wird.

Die folgenden Methoden können Ihnen dabei helfen, mit Ihrer Prokrastination fertig zu werden und Ihr Verhalten in den Griff zu bekommen.

Aufgaben sofort beginnen

Prokrastinieren bedeutet ja das Aufschieben von Aufgaben oder Arbeiten. Sie sollten es sich daher zur Regel machen, eine Arbeit nach Möglichkeit sofort zu beginnen. Experten schätzen, dass ein längeres Aufschieben von Aufgaben dazu führt, dass die Wahrscheinlichkeit ihrer Erledigung sinkt. Bereits ein 72-stündiges Aufschieben lässt die Wahrscheinlichkeit auf Erledigung auf unter 1 Prozent sinken.

Zeitaufwand einschätzen

Prokrastination entsteht oft dadurch, dass die Leute den Zeitaufwand, der mit der Erledigung bestimmter Aufgaben verbunden ist, falsch einschätzen. Durch einen zu knapp bemessenen Zeitraum setzen Sie sich selbst zu sehr unter Druck. Das führt zu Angst, die wiederum Aufschieberitis auslösen kann.

Aufgaben planen

Ein guter Plan hilft Ihnen dabei, sich nicht zu verzetteln. Es nützt jedoch nichts, einfach nur eine Liste aufzustellen. Überlegen Sie, welche Aufgaben am wichtigsten sind und erledigen Sie diese zuerst. Der Plan ist allerdings nur erfolgreich, wenn Sie sich konsequent daran halten. Am besten erstellen Sie den Plan schon am Tag zuvor, wenn Sie die notwendige Ruhe haben und Abstand zum Tagesgeschehen waren können.

Bleiben Sie realistisch

Es nützt nichts, eine große Liste randvoll mit dringenden Jobs zu erstellen, wenn es von vornherein klar ist, dass sie in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu schaffen sind. Besser ist es, sich weniger vorzunehmen, diese Dinge dafür aber termingerecht zu erledigen. Im Zweifelsfall ist es besser, ein paar Dinge von der Liste zu streichen. Das Erfolgserlebnis, am Ende des Tages alles geschafft zu haben, wird Ihnen neue Energie verleihen.

Große Aufgaben in Etappen erledigen

Diese Methode lässt sich am besten am Beispiel der Steuererklärung beschreiben. Sie gehört zu den Aufgaben, die wahrscheinlich die meisten Menschen gern aufschieben. Das löst jedoch das Problem nicht, sondern erhöht nur den Druck. Fangen Sie stattdessen zeitig an und setzen Sie sich realistische Ziele. Erledigen Sie jeden Tag einen Abschnitt. Bevor es Ihnen bewusst wird, ist die Aufgabe bereits erledigt.

Perfektionismus führt zur Prokrastination

Versuchen Sie nicht, alles mit absoluter Perfektion zu erledigen. Das ist in den meisten Fällen überhaupt gar nicht erforderlich. Kein Mensch ist perfekt. Kleinere Unvollkommenheiten sind vollkommen normal. Das Streben nach Perfektion führt zur Zeitverschwendung. Wichtige Dinge können nicht rechtzeitig oder nur im letzten Moment erledigt erledigt werden. Am Ende haben Sie statt eines perfekten Projekts einen Fehlschlag, weil Sie das Vorhaben gar nicht oder zu spät abschließen konnten.

zeitmanagementZeitmanagement

Produktive Menschen, die im Job erfolgreich sind, arbeiten effizienter als andere durch gutes Zeitmanagement. Sie wenden das Pareto-Prinzip (benannt nach dem italienischen Ökonomen Vilfredo Pareto) an, dass auch 80-20 Regel genannt wird. Die Regel besagt, dass mit 20 Prozent des Zeitaufwands 80 Prozent eines Projekts erledigt werden können. Um die restlichen 20 Prozent des Projekts zu erledigen, sind 80 Prozent des Zeitaufwands notwendig. Durch die konsequente Anwendung des Pareto Prinzips können Sie in derselben Zeit wesentlich mehr schaffen.

Ablenkungen vermeiden

Manchmal helfen bereits kleine Dinge, um mit der Prokrastination fertig zu werden. Bei den meisten Menschen ist die Aufschieberitis im Grunde genommen nichts weiter als eine schlechte Angewohnheit. Verbannen Sie alle Dinge aus Ihrem Umfeld, die Sie von Ihrer Tätigkeit ablenken. Schalten Sie Ihr Smartphone in den Flugmodus und die E-Mail Benachrichtigungen am PC auf stumm. Sagen Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen Bescheid, dass Sie beschäftigt sind und nicht gestört werden möchten. Mitunter stellt ein "Nicht stören!" Schild an der Tür ein einfaches aber wirksames Mittel dar, um sich zu konzentrieren und Dinge schneller zu erledigen.

Setzen Sie Belohnungen ein

Wenn Sie Erfolge erzielt haben, verbessern Sie Ihre Motivation, indem Sie sich dafür belohnen. Die Belohnung muss keine große Angelegenheit sein. Um beim Beispiel der Steuererklärung zu bleiben: Gönnen Sie sich ein Eis oder einen frisch gebrühten Kaffee, wenn Sie einen Abschnitt erledigt haben.

Pausen müssen sein

Nicht ohne Grund legt der Gesetzgeber ab einer bestimmten Arbeitsdauer Pausen verbindlich fest. Sie sind kein Luxus, sondern dienen der Regeneration der Arbeitskraft. Regelmäßige Arbeitsunterbrechungen durch Pausen haben nichts mit aufschieben zu tun. Sie fördern die Konzentration und Effektivität. Wichtig ist jedoch, dass Sie die Pausen richtig nutzen. Gehen Sie nach draußen an die frische Luft. Bildschirmarbeiter sollten den Blick in die Ferne schweifen lassen, um die Augen zu entspannen. Wer körperlich arbeitet, kann die Zeitung lesen oder mit den Kollegen ein Schwätzchen halten.

Ordnung halten

Bei der Bekämpfung der Prokrastination ist gute Ordnung am Arbeitsplatz ein entscheidender Faktor. Wenn auf Ihrem Schreibtisch Chaos herrscht, verlieren Sie jede Menge wertvolle Zeit, um nach Dokumenten zu suchen, die sich am Ende als belanglos herausstellen. Gute Ordnung fördert dagegen die Produktivität. Zu diesem Thema sind schon ganze Bücher geschrieben worden.

Strukturieren Sie Ihren Tag

Dieser Punkt ist besonders wichtig für alle, die einer selbstständigen Tätigkeit nachgehen und sich an keine feste Arbeitszeiten halten müssen. Strukturieren Sie Ihren Tagesablauf. Beginnen Sie damit, immer zur selben Zeit aufzustehen und jeden Morgen dieselben Handlungen wie Körperpflege und Frühstücken zu realisieren. Setzen Sie sich einen festen Zeitpunkt zum Arbeitsbeginn. Vergessen Sie jedoch nicht, auch Pausen einzuplanen. Gönnen Sie sich nach dem Mittagessen etwas Ruhe (oder Bewegung an der frischen Luft) und setzen dann Ihre Tätigkeit, geladen mit Energie, fort. Machen Sie stets zur gleichen Zeit Feierabend.

Nutzen Sie Ihre produktive Phase

Die Menschen sind unterschiedlich. Die einen sind Frühaufsteher – sie sind morgens nach dem Frühstück am produktivsten. Andere dagegen werden erst am Nachmittag aktiv. Dann gibt es auch noch die so genannten "Nachteulen", die Dinge am liebsten in der Nacht erledigen, weil sie dann weniger gestört werden und die Gefahr einer Ablenkung geringer ist. Sie sollten Ihre produktivste Phase kennen und danach Ihren Arbeitsrhythmus auslegen. 

do it now

Prokrastination kann überwunden werden

Die Angewohnheit, Dinge aufzuschieben und erst später zu erledigen, ist weit verbreitet. Fast jeder Mensch leidet von Zeit zu Zeit unter Aufschieberitis. Das ist vollkommen normal und nicht weiter schlimm, wenn diese Faulheit nur gelegentlich vorkommt. Wird prokrastinieren allerdings zu einer Gewohnheit, kann das negative Konsequenzen haben.
Wie bei jeder schlechten Gewohnheit, können Sie auch etwas gegen die Prokrastination tun. Der erste Schritt besteht darin sich selbst einzugestehen, dass Sie ein Problem haben. Danach erfolgt die Analyse des Problems. Im nächsten Schritt legen Sie fest, welche Maßnahmen am geeignetsten sind, um das Aufschieben bzw. Aufschiebeverhalten zu bekämpfen.
Wie jedes schlechte Verhalten ist auch die Prokrastination fest verwurzelt. Sie benötigen Geduld und Ausdauer, um sie zu besiegen. Setzen Sie sich nicht zu hohe Ziele und lassen sich nicht durch Rückschläge entmutigen. Erfolge stellen sich nicht über Nacht ein. Bleiben Sie aber konsequent, werden Sie nach einer gewissen Zeit feststellen, wie sich Ihr Leben positiv verändert.
Beharrlichkeit führt zum Erfolg!